Als Mensch, der kaum einer technischen Spielerei abgeneigt ist und auch des Öfteren in der ein oder anderen online Gemeinschaft unterwegs ist, musste ich kürzlich feststellen, dass ich nun seit 18 Monaten in keinem sozialen Netzwerk mehr zu finden bin. Dies liegt nicht etwa daran, dass ich einen fiktiven Namen nutze. Nein, ich habe tatsächlich keinen einzigen Account mehr.
Angefangen hat es auch bei mir vor einigen Jahren mit Myspace. Ein privates Profil, nahezu keine persönlichen Informationen, abstraktes Avatarbild und wenige Freunde, so viele waren nun auch nicht aktiv. Später kam ein Bandprofil dazu, dazu bot sich die Plattform einfach an.
Weiter ging es mit Studi/MeinVZ. OK, hier war schon was mehr los, aber so richtig warm geworden bin ich auch hier nicht. Eine ganze Reihe virtueller Freunde, die meisten davon kannte man auch im richtigen Leben. Fotos habe ich hier nie preisgegeben und auch nur selten die Zeit genommen, die der anderen durchzusehen.
Parallel dazu habe ich mir am 7. Dezmeber 2009 einen Facebook Account registriert. Hier kamen eine Reihe internationaler Bekanntschaften in den Freundeskreis, doch auch keine mir persönlich unbekannten Personen. Schnell wurde dies zu meinem einzigen Netzwerk, mehr ist einfach überflüssig. Nachdem der Dschungel der Privatsphäre-Einstellungen durchforstet war, war ich schließlich hier doch etwas aktiver. Ein paar Kommentare pro Woche, der ein oder andere Klick auf „Gefällt mir“. Boykottiert habe ich allerdings stets jede Art von Minispiel und Kleinanwendung. Der Nutzen hielt sich in Grenzen und was den Datenschutz angeht, konnte ich den AGB nicht viel abgewinnen.
Zu Spitzenzeiten habe ich eine Stunde am Tag damit verbracht, mir Beiträge von eher niedrigem Informationsgehalt durchzulesen und hier und da einen Kommentar abzugeben. Dies hielt allerdings nicht lange an. Ich konnte die Euphorie vieler nicht teilen, hatte weder Zeit noch Lust stundenlang aktiv zu sein, auch wenn mein Smartphone durchaus die Möglichkeit geboten hätte.
Die meisten Geburtstagserinnerungen von Leuten, mit denen ich sowieso kaum etwas zu tun habe, oft erst am nächsten Tag gelesen, Einladungen zu Veranstaltungen sowieso noch auf anderem Wege erhalten und mehr als nur eine Handvoll Personen standen auf der Ignorierliste, um die Flut der Beiträge etwas einzugrenzen.
Schön und gut, am 30. Juni 2010, nach immerhin fast 7 Monaten, habe ich meinen Account stillschweigend wieder löschen lassen. Bis es dem ersten überhaupt auffiel, vergingen Wochen. Die meisten akzeptierten einfach, dass ich dort nicht mehr aktiv war, rechtfertigen musste ich mich nicht. Am meisten erstaunt mich im Nachhinein, dass einige meiner Bekannten oft damit aufgezogen wurden, dass sie sich doch endlich auch anmelden sollten, mich jedoch niemand darauf ansprach. Den Satz „meld dich doch wieder an“ habe ich in den vergangenen 1,5 Jahren tatsächlich kein einziges Mal gehört. Man muss scheinbar ein Technik-Freak sein, um hier die Freikarte zu erhalten.
Seit diesem Tag hatte ich abgesehen von zwei urheberrechtlichen Beschwerden meinerseits - die Facebook nebenbei erwähnt erfreulich schnell zu meiner Zufriedenheit klären konnte - keinen näheren Kontakt mehr mit der Materie.
Wie dem auch sei, meine sozialen Kontakte sind nicht weniger geworden und ich habe nicht das Gefühl, etwas wichtiges zu verpassen und kommuniziere elektronisch eben auf den klassischen Wegen Namens E-Mail und Jabber. Es geht also auch ohne, ein akutes Bedürfnis, wieder auf den Zug aufzuspringen, habe ich definitiv nicht. Mal sehen, was der nächste Trend bringt.
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